Die LAG Tierschutzpolitik hat für die LDK ’23 einen V-Antrag zur pflanzlichen Ernährung auf Veranstaltungen der GRÜNEN NRW eingebracht und wirbt um Zustimmung

Der V-Antrag der LAG TSP NRW, welcher vorraussichtlich am Sonntag, 04.06.23, auf der Landesdelegiertenkonferenz in Münster behandelt wird, lautet wie folgt:

Die GRÜNEN NRW verpflichten sich, bei der Planung und Umsetzung von Veranstaltungen auf Landesebene keine finanziellen Mittel für Nahrungsmittel aufzuwenden, die aus tierischem Ursprung entstammen.

Alle Veranstaltungen der GRÜNEN NRW sind ausschließlich vegan zu verpflegen. Dies gilt insbesondere für jegliche Angebote auf Landesdelegiertenkonferenzen und Landesparteitagen, aber auch auf Sitzungen von Landesarbeitsgemeinschaften oder des Landesvorstandes. Außerdem soll darauf geachtet werden, Obst und Gemüse aus regionalem und saisonalem Anbau sowie möglichst aus biologisch zertifizierter Erzeugung anzubieten. Dies trifft auch auf Getränke zu. Bei Produkten wie Kaffee und Tee, die importiert werden müssen, ist auf eine sozialverträgliche Bezahlung der Arbeiter*innen sowie einen ökologischen und nachhaltigen Anbau zu achten.

Wenn es ausnahmsweise organisatorisch nicht möglich ist, vegane Verpflegung sicherzustellen, kann  der Landesvorstand in Ausnahmefällen eine vegetarische Alternative als Abweichung von dieser Regelung beschließen. Die individuelle Selbstverpflegung von Mitgliedern ist ausdrücklich nicht von der Regelung betroffen. 

Begründung:

Ein wachsender Anteil an pflanzlicher Ernährung ist ein wichtiger Baustein für die Bekämpfung des Klimawandels. Wenn sich alle Menschen auf der Welt vegan ernähren würden, könnten beispielsweise bis 2050 etwa 49 % der globalen CO₂-Emissionen eingespart werden. Momentan wird die Zahl der Vegetarier*innen und Veganer*innen global auf eine Milliarde Menschen geschätzt. Je nach Umfrage wird für Deutschland angenommen, dass sich etwa 1,6 % Prozent der Bevölkerung vegan ernähren –  Tendenz steigend. Rund 1,3 Millionen Menschen leben dabei in Deutschland vegan oder verzichten weitgehend auf tierische Produkte. Auf der anderen Seite sterben weltweit allein für den Fleischkonsum jährlich in etwa 56 Milliarden Tiere. Jede Umstellung hin zu einer veganen Lebensweise bedeutet gleichzeitig also auch ein Mehr an Tierschutz.

Wir GRÜNE NRW sehen die pflanzliche Ernährung klar als zentralen Bestandteil einer umweltfreundlichen Lebensweise an. Um möglichst nachhaltig zu leben, wollen wir auch als Landesverband ein klares Zeichen setzen und unserer Vorbildfunktion als Umwelt- und Klimaschützer*innen nachkommen, indem wir einen nachhaltigen Lebensstil fördern. Wir wollen dem Vorbild der GRÜNEN JUGEND folgen und einer der Vorreiter*innen im Umwelt-, Klima- und Tierschutz sein und damit die Klima- und Agrarwende weiter vorantreiben.

Für die zukünftige vegane Ernährung wollen wir GRÜNE NRW dabei auch auf faire und gesicherte Lieferketten achten und bevorzugt Lebensmittel verwenden, die von Anbauverbänden wie Naturland oder Bioland stammen, da deren Kriterien wesentlich über jene des deutschen bzw. EU-Bio-Siegels hinausgehen. Nur so können wir unserer Forderung nach einer nachhaltigen Lebensweise gerecht werden und den Ansprüchen aus unserem Bundestagswahlprogramm nachkommen, in dem es heißt, dass wir als Gesellschaft weniger tierische Produkte produzieren, konsumieren und vegane Ernährung attraktiver und zugänglich für alle Menschen machen möchten.

Wir wollen unsere Visionen auch als Landesverband leben und unserem Landtagswahlprogramm entsprechend “vollwertige fleischfreie und vegane Angebote zur täglichen Selbstverständlichkeit” auf unseren landeseigenen Veranstaltungen werden lassen. Wir wollen uns und unseren Mitgliedern mit diesem V-Antrag für den Rahmen unserer Veranstaltungen auf Landesebene eine klare vegane Selbstverpflichtung geben ohne dabei Selbstversorger*innen einzuschränken. Damit stärken wir die Nachfrage an veganen Produkten und schaffen den Produzent*innen veganer Lebensmittel weitere Planungssicherheit.

Auf diese Weise können wir voller Überzeugung einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Umweltschäden, wie beispielsweise durch den Eintrag von Gülle, Ammoniak und Nitrat reduziert werden. Wir GRÜNE NRW wollen unser Grundwasser, unsere Böden und unsere Luft schonen. Durch eine sinkende industrielle Tierhaltung reduzieren wir unseren Energieverbrauch sowie die Emissionen von klimaschädlichen Gasen bei Tierhaltung und Transport, während wir gleichzeitig die Ausbeutung der Arbeitnehmer*innen entlang der Lieferketten eindämmen können. Aber auch weitere Aspekte wie die Reduzierung von Tierleid, die Risiken von Zoonosen und die Bildung von Antibiotikaresistenzen sind weitere wichtige Beweggründe für uns. Mit diesem V-Antrag möchten wir Worten Taten folgen lassen, um unserer Vorbildfunktion als Klima,- Umwelt,- und Tierschützer*innen gerecht zu werden.

Wir GRÜNEN in NRW zeigen bereits an vielen Stellen freiwillig, beispielsweise auf Orts- und Kreisebene, aber auch auf Landesebene im Landesvorstand, dass die interne Verpflegung grundsätzlich vegetarisch, mit veganen Optionen, oder vollständig vegan, unproblematisch umgesetzt werden kann. Unserem Grundsatzprogramm folgend (s. Seite 26, 27) wollen wir den nächsten Schritt machen und ein klares Bekenntnis abgeben für eine klimaneutrale Lebensweise ohne Tierleid.

Besonders bei Veranstaltungen in der Größenordnung von Landesdelegiertenkonferenzen und Landesparteitagen wollen wir GRÜNE einen starken Akzent für die Event- und Veranstaltungslocations auch in NRW setzen und endlich den Vorbildern der GRÜNEN JUGEND und anderer Landesverbände folgen.