roße Kulleraugen, flache Nase, runder Kopf und kurze, tapsige Beine machen Mops, französische und englische Bulldogge immer noch zu beliebten Werbegesichtern. Ihre ständige Präsenz in den Medien heizt den Hype um die Tiere immer weiter an. So werden diese Rassen ungebremst gekauft und deshalb natürlich auch weiter gezüchtet und importiert. Ein Teufelskreis – denn ihr vermeintlich niedliches Aussehen bezahlen diese Hunde mit ihrer Gesundheit. Viele von ihnen sind maßlos ins Extreme gezüchtet.

Mehr als die Hälfte aller kurzköpfigen Hunde leidet an Atemnot, die in besonderen Situationen wie etwa beim Rennen, hohen Temperaturen und außergewöhnlichen Belastungen sehr gefährlich werden kann. Da Hunde nicht über die Haut schwitzen und Wärme abgeben können, regulieren sie ihre Körpertemperatur über das Hecheln. Durch ihre verengten Nasenlöcher müssen kurzköpfige Hunde zusätzlich stärker atmen. Sie vertragen daher Hitze nicht gut, schniefen, schnarchen, haben Schlafprobleme und sind schnell außer Atem. Einige leiden außerdem an Augen- und Ohrenproblemen, Hautinfektionen durch die dicken Hautfalten und unter Geburtsproblemen.

Haben Sie einen kurzköpfigen Hund? Mit unserer Checkliste können Sie überprüfen, ob und in welchem Ausmaß er darunter leidet und ob eine tiermedizinische Behandlung seine Lebensqualität verbessern könnte.

Hunde mit Augenproblemen

An Augenproblemen leiden Hunde, bei denen besonders häufig ein Auswärtsrollen des unteren Augenlidrandes (Ektropium) vorkommt. Rassetypisch tritt dies z. B. beim Basset Hound, Bernhardiner, Cocker Spaniel, Bluthund und Shar Pei auf. Die Tiere können ihre Lider nicht richtig schließen und leiden dadurch unter Tränenfluss, Bindehaut-Entzündungen und teilweise an Hornhautveränderungen.

Nackthunde

Nackthunde

Bekanntes Beispiel für Qualzuchten sind auch Nackthunde. Die haarlos gezüchteten Tiere haben eine Immunschwäche, Gebissfehlstellungen, frieren schnell und bekommen rasch einen Sonnenbrand. Kreuzt man Nackthunde, sind ihre Nachkommen oft nicht lebensfähig.

Faltohrkatzen

Faltohrkatze Scottish Fold

Faltohrkatzen wie Scottish Fold haben durch die Zucht infolge einer schweren Erbkrankheit nach vorne gerichtete Kippohren. Diese Erbkrankheit führt auch zu Knorpel- oder Knochenschäden an anderen Stellen des Körpers und verursacht dauerhafte Schmerzen, Leiden und Schäden. Ohren sind für Katzen enorm wichtig, um mit ihren Artgenossen Kontakt aufzunehmen. Durch die Faltohren ist diese wichtige Kommunikation mit anderen Katzen gestört.

Hybridkatzen

Bengale bei einer Katzenausstellung.
Bengale bei einer Katzenausstellung.

Ein in Deutschland relativ neuer, aus der Sicht des Tierschutzes unverantwortlicher Trend ist die Haltung von Hybridkatzen. Kater wilder Katzenarten werden dafür mit weiblichen Hauskatzen verpaart – z. B. Savannah (Servalkater mit z. B. Siam-Katze), Bengale (Bengal- oder asiatische Wildkatze mit Hauskatze) und Caracat (Karakalkater mit z. B. Maine-Coon-Katze).

Bei der Verpaarung kommt es häufig zu Verletzungen des Muttertieres durch den Nackenbiss. Dadurch dass die Nachkommen einiger  Wildkatzen (z. B. Savannah, Caracat) drei bis viermal so groß sein können wie normale Katzenwelpen, kommt es in der ersten Generation fast immer zu Schwergeburten, Notkaiserschnitten oder Totgeburten. Die Muttertiere überleben diese Tortur oft ebenfalls nicht.

Ein weiteres Problem für die Züchter zeigt sich bei den männlichen Nachkommen dieser Kreuzungen. Alle Kater bis zur dritten Generation sind steril. Deshalb müssen weiterhin die oftmals deutlich größeren Wildkater eingekreuzt werden.

Den hohen Ansprüchen der Hybridkatzen (durch die Wildtiereigenschaften) wird die Haltung meist nicht gerecht und sie entwickeln dadurch Verhaltensstörungen.

Werden die Jungtiere solcher Katzen privat gehalten, kommt es aufgrund der Wildtiereigenschaften dieser Tiere zu enormen Problemen: Diese Katzen sind nach wie vor nachtaktiv, haben einen starken Jagdtrieb und verhalten sich nicht immer wie domestizierte Tiere. So können sie problemlos Absperrungen von zwei Metern Höhe überwinden. Sollten sie beißen oder kratzen, sind die Folgen ungleich schwerer als bei Hauskatzen. Bei Freilauf stellen die genannten Wildtiereigenschaften auch eine ernste Gefahr für heimische Wildtiere in der Umgebung dar.

Weitere Informationen zu den Gefahren bei der Haltung von Wildtieren im Privathaushalt gibt es auf unserer Hintergrundseite „Exoten„.

Weiße Katzen

Betroffen sind rein weiße bzw. überwiegend weiß-gescheckte Tiere verschiedener Rassen, z. B. Perser, Türkische Angora sowie Russian White. Die Tierschutz-Probleme hängen vor allem mit der Zucht auf das W-Gen zusammen. Folge sind Schwerhörigkeit bis zur Taubheit, bei blauäugigen und Tieren mit verschiedenfarbigen Augen auch unterschiedliche Augenveränderungen (Netzhautveränderungen, Augenzittern, Schielen etc.). Weiße Katzen zeigen allgemein eine erhöhte Anfälligkeit für Hauttumore.

Tierschutzgesetz zu lasch

Eigentlich sind extreme Züchtungen nach dem deutschen Tierschutzgesetz verboten, wenn dadurch bei den Tieren erblich bedingt Körperteile oder Organe fehlen, untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten. Aber die Formulierung im Tierschutzgesetz ist zu schwammig und die Behörden haben Schwierigkeiten, die Qualzuchten rechtlich zu verfolgen.

Es gibt zwar ein Qualzucht-Gutachten des damaligen Bundesminsteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten von 1999, an dem der Deutsche Tierschutzbund von Anfang an mitgearbeitet hat. Es soll den Behörden helfen, Qualzuchten zu erkennen und dagegen vorzugehen. Doch die Veterinärämter und Juristen waren bei diesem Thema häufig überfordert. Das Problem wird auch dadurch gefördert, dass die Rassestandards größtenteils immer noch so konzipiert sind, dass die Zuchtziele mit einer Qualzüchtung verbunden sind.

Verbindliche Regeln gefordert

Vor dem Hintergrund dieser Probleme fordert der Deutsche Tierschutzbund eine rechtlich verbindliche Verordnung, die klar definiert, was als Qualzucht gilt. Nicht nur die Zucht, sondern auch die Haltung und der Verkauf von Qualzuchten sollte verboten werden.

Die Kontrollbehörden müssen härter durchgreifen und auch die Justiz ist gefordert, die vorhandenen gesetzlichen Grundlagen stärker auszuschöpfen. Das Tierschutzgesetz ist zu allgemein gefasst und erschwert dadurch konkrete Verbote. Im Moment können Ämter und Gerichte immer nur Einzelfallentscheidungen treffen, nicht aber bestimmte Zuchtlinien generell ausschließen.

Was wir konkret tun:

Unsere Forderung nach einer Konkretisierung des Qualzuchtparagrafen im Tierschutzgesetz bringen wir bei jeder Gelegenheit politisch (deutschland- und europaweit) ein. Zudem schreiben wir Fachartikel für Journals und halten auf Kongressen Vorträge zum Thema Qualzucht, um eine bessere Umsetzung des Qualzuchtverbots für Amtstierärzte zu ermöglichen. Immer wieder betreiben wir Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung, um ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen zum Beispiel bei Social Media oder auch über Presseartikel. Darüber hinaus schreiben wir Firmen an, die mit Qualzuchten werben und bitten sie diese nicht mehr für ihre Werbezwecke einzusetzen. Auch mit Tierschutzorganisationen anderer Länder wie den Niederlanden oder Belgien arbeiten wir zusammen, die ebenfalls Qualzuchtverbote haben, aber wie wir mit der Umsetzung „kämpfen“.

Vorbildliche Kampagne gegen Qualzucht

Motive der Kampagne gegen extreme Kurzköpfigkeit beim Hund von der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin.
Mit Klick auf das Poster-Motiv gelangen Sie zur Website der Kampagne gegen extreme Kurzköpfigkeit beim Hund von der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin.

In der Schweiz haben die tiermedizinische Fakultät der Uni Bern, sowie einige tierärztliche Vereinigungen und Organisationen in Zusammenarbeit eine Kampagne gegen extreme Kurzköpfigkeit bei Hunden gestartet. Wir finden das genau den richtigen Ansatz: Aufklärung über die Landesgrenzen hinweg ist bei diesem Thema unbedingt notwendig, denn die Tiere leiden erheblich unter ihrer extremen Schädelform.